Wandern in den belgischen Ardennen

Erstaunte Blicke, als ich verkündete, dass es zum Wandern in die belgischen Ardennen geht. Und dazu noch im Winter! Ich wusste selbst nicht, was mich erwarten würde. Ich hatte lediglich gelesen, dass die Ardennen ein super Wandergebiet sind und war bis zu diesem Zeitpunkt tatsächlich noch nie da gewesen. Höchste Zeit für eine kleine Erkundungstour.

Zugegeben, der Winter ist vielleicht nicht die beste Zeit, um in den Ardennen zu wandern. Immerhin handelt es sich um eine der regenreichsten Regionen Europas! Leider kommt der Niederschlag nur noch selten als Schnee runter. Umso erstaunter war ich, dass ziemlich viele Menschen auf den Wanderwegen unterwegs waren, vor allem Einheimische, sprich: Belgier.

Die Ardennen sind quasi die belgische Eifel, nur noch ein bisschen wilder und einsamer. Sie liegen zum größten Teil in der Wallonie und damit in der französischsprachigen Region Belgiens. Vielleicht ein Grund, warum man hier kaum deutsche Autokennzeichen sieht? Immerhin fährt man vom Ruhrpott gerade mal zweieinhalb Stunden bis La Roche-en-Ardenne. Dieser charmante Ort liegt im Herzen der Ardennen und ist ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen und Kanutouren.

Durch das Tal der Ourthe zum Rocher du Hérou

15,2 km, +/- 340 Hm

Absolutes Highlight war die Wanderung entlang der Ourthe und zum Felsen Rocher du Hérou.

Die Ourthe hat sich südwestlich von La Roche tief ins Gebirge eingegraben. Auf einem abenteuerlichen Naturpfad geht es über Wurzeln und Steine direkt am Flussufer entlang. Kein Verkehrslärm stört die Stille, denn es gibt hier im Tal keine Straße. Man ist allein mit dem Rauschen der Ourthe, die – zumindest im Winter – ganz schön wild und wasserreich daher kommt. Bäume und Felsen sind mit dickem Moos überzogen, der Weg ist oft rutschig. Konzentriertes Gehen ist angesagt. Der Pfad folgt dem Fluss, der sich durch das felsiges Tal schlängelt, bis zum Rocher du Hérou. Der 90 Meter hohe Felsen ist sprichwörtlich der Höhepunkt der Wanderung. Von hier oben hat man einen sagenhaften Blick ins Tal der Ourthe und auf die senkrechte Felswand.

Die Tour ist nicht ganz ohne. Wir haben deutlich mehr Zeit gebraucht, als geplant, da man auf dem Pfad an der Ourthe nur langsam voran kommt. Außerdem gibt es ständig was zu gucken: Biberspuren, Reste von keltischen Befestigungsanlagen, Kanuten, die durch das brodelnde Wasser manövrieren und, für uns ein absolutes Kuriosum, der Kirchplatz im kleinen Ort Bérismenil, der in der Weihnachtszeit mit entsprechendem Liedgut dauer-beschallt wird. Überhaupt scheint es in Belgien Weihnachten etwas fröhlicher und bunter zuzugehen, denn es blinkt und leuchtet in allen Farben.

>>> Meine GPS-Daten bei Komoot

>>> Eine ähnliche Wanderung gibt’s auch bei alpenvereinaktiv.com

Am wilden Ninglinspo

5,8 km, +/- 220 Hm

Eine Wanderung am Ninglinspo, „Belgiens einzigem Bergfluss“, ist angeblich ein Muss bei einem Besuch in den belgischen Ardennen. Da er außerdem auf dem Weg lag, haben wir ihn natürlich mitgenommen. Die Wanderung entlang des rauschenden Wildbachs ist kein Geheimtipp. Menschen jeden Alters, mit und ohne Hund, in Wanderschuhen, Joggingschuhen, Gummistiefeln und sogar mit Kinderwagen waren zeitgleich mit uns unterwegs. Respekt, denn der Pfad ist schmal, steinig, wurzelig und rutschig. Immer wieder wechselt man die Flussseite und blickt auf kleine Wasserfälle und „Gumpen“, also vom Wasser ausgewaschene Pools im Flussbett, die so romantische Namen wie „Bad der Venus“ oder „Bad des Hermes“ tragen. Nach Baden war uns allerdings Ende Dezember nicht zumute, und so machten wir lieber noch ein paar Höhenmeter hinauf zum Roches Crahay.

>>> Meine GPS-Daten bei Komoot

>>> Daten für eine ähnliche Wanderung vom Maison du Tourisme Ourthe-Vesdre-Amblève

Durch das Trôs Marets-Tal ins Hohe Venn

15,6 km, +/- 320 Hm

Nicht ganz so voll war es am Trôs-Maret, einem kleinen, wilden Fluss bei Malmedy. Diesmal kam das Wasser leider auch von oben. Aber hey, wir sind halt in den Ardennen. Man folgt dem Trôs-Maret durch ein enges Tal bis ins Hohe Venn, wo er seinen Ursprung hat. Der Weg führt anfangs über Steine und Wurzeln, an einer besonders rutschigen Stelle ist er mit einem Drahtseil gesichert. Nach dieser „Schlüsselstelle“ wird der Pfad angenehmer und folgt dem Fluss bis hoch ins Fagne du Fraineu. Dabei erlebt man wunderbar den Übergang von der engen Schlucht in die Weite des Hohen Venns. Mal auf Holzstegen, mal auf morastigen Pfaden geht es schließlich durch eine einzigartige Hochmoor-Landschaft, die ich noch von meiner Zeit in der Eifel noch gut kenne. Aber hier kann man einfach nicht oft genug hinkommen, und auch für mich wird das nicht der letzte Besuch bei den belgischen Nachbarn gewesen sein!

>>> Meine GPS-Daten bei Komoot

Die Tour stammt aus dem Rother Wanderführer Ardennen – Hohes Venn

Fazit

Ich komme wieder – und das sagt doch alles, oder? Die Ardennen haben es mir angetan. Die Belgier sind freundlich, die Preise in der Wallonie moderat, und selbst die Regenschauer waren nicht ganz so lang und heftig wie befürchtet. Ich bin überrascht, dass es mitten in Europa so wilde Ort gibt, wie ich sie in den Ardennen erlebt habe. Erstaunlich, dass man dieses tolle Wandergebiet von deutscher Seite offensichtlich kaum kennt oder besucht – das Hohe Venn mal ausgenommen. Aber nicht nur die Landschaft, auch Orte wie La Roche-en-Ardenne sind sehenswert.

Und dann müssen wir natürlich noch über das Essen sprechen! Wildgulasch mit hausgemachten Fritten und dem berühmten Trappistenbier. Zum Nachtisch ein Abstecher in die Pâtisserie zwecks Waffel- oder Pralinenkauf. Ein paar Bierchen in den Geschmacksrichtungen Kirsch und Clementine gehen natürlich auch mit nach Hause. Na dann Prost!

Links & Literatur

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