Wandern in der Sächsischen Schweiz

Wo kann man eigentlich in Deutschland so richtig gut wandern? Das war die große Frage im Corona-Sommer 2020. Nachdem mir etliche Leute vom Wandern in der Sächsischen Schweiz vorgeschwärmt und beeindruckende Bilder von den Schrammsteinen und anderen bizarren Felsen gezeigt hatten, wurde mir klar: „Da musste mal hin!“ Und so entstand die Idee zu einem WanderCamp.

Mit einer kleinen Gruppe von Mädels trafen wir uns für eine Woche zum Wandern in der Sächsischen Schweiz. In diesem Blogartikel stelle ein paar Wanderungen vor, die uns besonders gut gefallen haben.

Warum wir das Wandern in der Sächsischen Schweiz so toll fanden

Die Sächsischen Schweiz hat uns echt umgehauen. Das lag vor allem an den abwechslungsreichen Wanderungen auf schmalen Pfaden und abenteuerlichen Stiegen und an den sagenhaften Ausblicken von den Felsplateaus. Aber auch den Kontrast zwischen den engen, schattigen Tälern und weiten, sonnigen Hochebenen fanden wir toll. Das Elbsandsteingebirge bietet einfach eine unglaubliche landschaftliche Vielfalt. Da überrascht es nicht, dass ein großer Teil der Gegend seit 1990 Nationalpark ist.

Wandern in der Sächsischen Schweiz bedeutet: Treppen steigen! Oft führt der Weg auf die Felsen über so genannte Stiegen. Das sind schmale, steile Wege, bei denen man auch mal ein bisschen klettern muss. Meistens gibt es steinerne Treppen oder Stahlleitern, die den Auf- und Abstieg zwar etwas bequemer, aber nicht weniger anstrengend machen. Also Leute, Kondition und Schwindelfreiheit sind von Vorteil! Dafür hat man aber deutlich mehr Spaß, als auf den üblichen öden Forstwegen.

In der Hauptsaison im Juli war natürlich mächtig was los, und an den Hotspots wie der Bastei oder der Schrammsteinaussicht knubbelten sich die Besucher. Es waren so ziemlich alle Altersgruppen vertreten, besonders viele Familien und auffällig viele Wanderer mit großem Trekkingrucksack. Sehr sympathisch. Und dann gab es natürlich noch die Kletterer, denn im Elbsandsteingebirge befindet sich das älteste und größte Klettergebiet Deutschlands! Es gilt als die Wiege des Freikletterns, was bedeutet, dass künstliche Hilfsmittel nur zur Sicherung (und nicht zur Fortbewegung) benutzt werden dürfen. Wer nicht gerne am Seil hängt, kann sich auf verschiedenen Stiegen austoben, die von ihrem Charakter her einem Klettersteig ähneln. Ob erholsamer Spaziergang oder Adrenalinkick die Sächsischen Schweiz hat für jeden etwas parat.

Unsere Wanderempfehlungen

Tour 1: Auf den Pfaffenstein

Den Pfaffenstein – einen 434 m hohen Tafelberg – erreicht man sehr gut von Königstein aus. Der Weg führt anfangs durch den Ort, dann durch Feld & Wald, an der Höhle „Diebskeller“ vorbei, und mündet schließlich in einen abenteuerlichen Aufstieg über Steintreppen und durch enge Spalten auf das Plateau. Oben angekommen macht man natürlich einen Abstecher zur Barbarine, der berühmtesten Felsnadel in der Sächsischen Schweiz. Der Sage nach handelt es sich hierbei um ein junges Mädchen, das von seiner Mutter verzaubert wurde, nachdem es sich sonntags in den Blaubeeren mit einem Jäger vergnügt hat, statt zur Kirche zu gehen. So oder so ähnlich … Auf jeden Fall ist die 43 m hohe Barbarine sehr beeindruckend, wie überhaupt die ganze Aussicht vom Pfaffenstein. Der Abstieg erfolgt über steile Treppen und Stiegen und durch das Nadelöhr, einer Felsspalte, in der man den Bauch etwas einziehen muss. Apropos Bauch: In Königstein wartet dann der große Eisbecher (außer, es ist Montag).

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Tour 2: Durch das Polenztal und zur Bastei

Eine sehr abwechslungsreiche Wanderung, die erst durch das tief eingeschnittene, schattige Polenztal und schließlich zum Touristenmagnet „Bastei“ führt. Die Bastei ist natürlich ein Muss, wenn man schon mal hier ist … Wir sind von Niederrathen aus erst gemütlich über den Füllholzweg gewandert und schließlich in das wildromantische Polenztal abgestiegen. Das Tal ist von bis zu 150 m hohen Steilwänden umgeben. Im Sommer ist es hier wunderbar kühl. Umso schweißtreibender ist dann der Aufstieg durch die Wolfsschlucht (Treppen) zum Hockstein. Von dort geht es dann wieder gemütlich über den Knotenweg in den Amselgrund und damit hinein in den Trubel, denn hier kommen alle diejenigen lang, die durch die Schwedenlöcher wandern. Die Schwedenlöcher (der Name stammt aus dem Dreißigjährigen Krieg, als sich hier die Einheimischen vor den Schweden in Sicherheit gebracht haben) ist eine wilde Felsschlucht, die mit Treppen und Brücken erschlossen ist und zu den beliebtesten Attraktionen in der Sächsischen Schweiz zählt. Angeblich wandern hier an manchen Tagen bis zu 2.000 Menschen durch. Knapp 800 Stufen sind es bis nach oben (oder unten, je nachdem) – da ist der Stau vorprogrammiert. Also am besten ganz früh morgens oder spät abends machen. Das gilt auch für die Bastei, einer Felsformation, die von einer steinernen Brücke überspannt wird. Die Aussicht von hier oben auf das Elbtal und über das Elbsandsteingebirge ist sagenhaft! Der Name Bastei stammt übrigens daher, weil die Felsen Teil einer mittelalterlichen Festung, waren. Die Felsenburg Neurathen ist heute eine Ruine, die gegen eine kleine Eintrittsgebühr besichtigt werden kann. Über etliche Treppenstufen geht es dann von den Basteifelsen wieder runter nach Niederrathen.

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Tour 3: Die Schrammsteine

Es geht noch besser, noch abenteuerlicher und noch spektakulärer. Schon die ersten beiden Touren haben uns echt beeindruckt. Und dann kamen wir zu den Schrammsteinen. Dieses wild zerklüftete Felsmassiv ist das absolute Highlight, und wenn Du nur Zeit für eine einzige Wanderung haben solltest, dann empfehle ich Dir die Schrammsteine! Auf zahlreichen Pfaden und Stiegen kann man dieses Felsmassiv und die benachbarten Affensteine erkunden. Für uns war die Zeit definitiv zu kurz. Vielleicht hätten wir früher aufstehen sollen … Wir sind in Bad Schandau gestartet und mit dem historischen Personenaufzug nach Ostrau hoch gefahren. So macht man schnell die ersten Höhenmeter, aber davon gab es dann im Laufe des Tages noch genug. An der Schrammsteinbaude vorbei ging es durch den Schießgrund zum Schrammtor, wo der eigentliche Aufstieg zur Schrammsteinaussicht erst über den Schramsteinweg und dann über den Wildschützensteig mit den uns schon bekannten Treppen und Leitern begann. Der Wildschützensteig ist übrigens Einbahnstraße, daher empfehle ich die Tour auch genau in dieser Richtung zu machen. Oben angekommen waren wir natürlich nicht alleine, denn die Schrammsteinaussicht zählt zum Spektakulärsten, was die Sächsische Schweiz zu bieten hat! Man kriegt den Mund nicht mehr zu, vor allem dann, wenn man die Kletterer auf den Felsnadeln herum turnen sieht. Wir sind dann weiter über den Gratweg und Malerweg und mussten leider über den Sandlochweg und Nassen Grund ins Kirnitzschtal absteigen – leider, denn wir waren einfach zu spät dran und wären liebend gerne noch weiter durch diese tolle Felslandschaft gestiefelt. Na gut, beim nächsten Mal … Duch das Kirnitzschtal fährt übrigens schon seit mehr als 100 Jahren eine Straßenbahn, die einen im gemütlichen Bummeltempo zurück nach Bad Schandau bringt. Ein echtes Stück Tourismusgeschichte.

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Tour 4: Auf den Lilienstein

Eine kleinere Tour, die wir direkt von unserem Zeltplatz bei Ferdinands Homestay aus machen konnten, war die Besteigung des Liliensteins. Der Lilienstein, 415 m hoch, ist der einzige Tafelberg auf der rechten Elbseite, und man kann ihn in einer schönen Rundwanderung „überschreiten“. Von oben gibt es eine tolle Sicht auf die gegenüber liegende Festung Königstein und die Sächsische Schweiz insgesamt. Auch der Lilienstein wurde schon früh erschlossen, erst für den Bau einer Burg, später für Touristen, die in dem weichen Sandstein ihre Namen hinterließen. August der Starke (Kurfürst von Sachsen) war auch da, für ihn schlug man extra Stufen in den Fels. Ob der Mann selbst gewandert ist oder sich tragen ließ, konnten wir nach 300 Jahren nicht mehr in Erfahrung bringen. Unser Abstieg vom Lilienstein endete auf der Terrasse des Steinguts (da, wo die Gänse rumlaufen) und nach ausgiebigem Testen der Speise- und Getränkekarte können wir den Laden wärmstens empfehlen.

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Sooo …

Das sind die Touren, die wohl jeder Wanderer im Elbsandsteingebirge mindestens einmal macht. Deshalb wird man dort auch nie alleine sein. Es gibt natürlich eine Vielzahl an weiteren Wandermöglichkeiten auf Wegen, die nicht so stark frequentiert sind. Die stellen wir dann nach der nächsten Reise vor. Denn eins ist klar: Die Sächsische Schweiz ist ein absolutes Juwel unter den Wandergebieten in Deutschland. Wir haben gerade mal ein bisschen geschnuppert, und das war definitiv nicht der letzte Besuch in der Sächsischen Schweiz!

Und dann sind da noch:

Der Malerweg …

… soll der Vollständigkeit halber genannt werden, auch wenn wir ihn (noch) nicht gegangen sind. „Einer der schönsten Wanderwege Deutschlands“ – so hört man immer wieder. Der Malerweg ist ein Rundweg, der auf beiden Seiten der Elbe durch die schönsten Ecken der Sächsischen Schweiz führt. Er ist 112 Kilometer lang und wird üblicherweise in 8 Etappen begangen. Die Etappen sind zwischen 11 und 17 Kilometer lang. An einigen Tagen macht man mächtig Höhenmeter (bis zu ca. 700 m). Start- und Endpunkt ist Pirna. Man kann aber auch an anderen Stellen einsteigen, weil die Start- und Endpunkte der Etappen in der Regel mit Bahn und Bus erreichbar sind. Der Ursprung des Weges liegt im 18. Jahrhundert. Damals wurde das Elbsandsteingebirge ein beliebtes Reiseziel der Romantiker, die sich hier von den Musen küssen ließen. Der bekanntester Vertreter dürfte Caspar David Friedrich gewesen sein.

Wir haben den Malerweg mehrmals gekreuzt und sind ein paar Kilometer auf ihm gegangen. Wenn er überall so schön ist, ist er wirklich der schönste Wanderweg Deutschlands!

Der Forststeig

Trekking mit Zelt oder Übernachtung in schlichten Wanderhütten – solche Möglichkeiten findet man in Deutschland nicht allzu oft. Der Forststeig bietet genau das. Er verläuft auf der linken Seite der Elbe durch die Sächsische Schweiz und auch ein Stück durch Tschechien. Mit seinen 100 Kilometern gilt er als relativ anspruchsvoll, da genau 13 Tafelberge im Weg stehen, die man bewältigen muss. Kurzum: Es geht ziemlich viel auf und ab. Normalerweise wandert man den Forststeig in 7 Etappen. Entlang des Weges gibt es einfache Wanderhütten und Biwakplätze, wo man für kleines Geld (Hütte 10,- € / Nacht, Biwak 5,- €) übernachten kann. Campingausrüstung bzw. Isomatte und Schlafsack für die Hütten, Proviant und Wasser muss man mitbringen. Den Müll nimmt man natürlich wieder mit. Alles so, wie man es bei einer richtigen Trekkingtour nun mal macht. Ein echtes Experiment für Deutschland. Hoffen wir, dass sich alle Wanderer vernünftig benehmen.

Unterkünfte & Infrastruktur

Camping

Wir schlugen unser Camp auf der Zeltwiese beim Hostel Ferdinands Homestay in Halbestadt auf. Der Platz liegt idyllisch an der Elbe, wäre allerdings noch idyllischer, wenn nicht nachts die Güterzüge auf der anderen Flussseite vorbei donnern würden. Also: Unbedingt Ohrstöpsel einpacken! Ansonsten ein guter Ausgangspunkt zum Wandern. Von hier aus kann man direkt zum Lilienstein, zur Bastei, ins Polenztal und von Königstein aus zum Pfaffenstein. Die Betreiber des Hostels sind extrem lieb und hilfsbereit und versorgen einen mit Bier und Kaffee. Der Platz wird auch von Radfahren und Kanuten genutzt. Eine sehr angenehme Atmosphäre. Erreichbar ist er über Königstein. Dort setzt man mit der Fähre über die Elbe und geht noch ca. 30 Minuten bis zum Hostel.

Ein andere Platz, der uns unterwegs ins Auge gestochen ist und strategisch noch ein bisschen besser liegt, ist der an der Ostrauer Mühle im Kirnitzschtal. Hier ist man im Herzen des Nationalparks, Schrammsteine, Affensteine & Co. sind direkt vom Platz aus zu erreichen. Die Anreise erfolgt über Bad Schandau mit der Straßenbahn. Im Juli war der Platz allerdings rappelvoll, da er auch für die Kletterer eine gute Basis bietet.

Öffis

Die ganze Gegend ist mit Bahn und Bus gut erreichbar. Durch das Elbtal fährt alle 30 Minuten die S-Bahn von Dresden kommend nach Bad Schandau oder Schöna. In die Seitentäler kommt man mit dem (Wander-) Bus oder der Straßenbahn. Auf der Elbe verkehrt 4x täglich ein Wanderschiff. Man kann das Auto getrost zu Hause lassen und kommt trotzdem an alle schönen Stellen. Ein echter Pluspunkt. Mit einem Tagesticket kann man Busse, Bahnen und Fähren benutzten. Wenn man oft mit ein und derselben Fähre übersetzt, lohnt sich eine 10er Karte. Wir wurden auf der Fähre Königstein immer hervorragend beraten. Weitere Infos beim Verkehrsverbund Oberelbe.

Gastronomie

Ist reichlich vorhanden, trotzdem standen wir oft vor verschlossenen Türen, weil wir die Sache mit den Ruhetagen einfach nicht raus hatten (das ist nämlich NICHT immer der Montag …). Trotzdem sind wir nicht verhungert. Die Sächsische Küche ist bekanntermaßen deftig, man bekommt Wild und auch gelegentlich böhmische Spezialitäten.

Etwas alternativer geht es im „Bio-Dorf“ Schmilka zu. Hier gibt es alles in Bio, z.B. im Café Richter oder im Gasthof zur Mühle. Außerdem findet man einen Biobäcker und die örtliche Braumanufaktur macht natürlich Bio-Bier. Wir waren schwer beeindruckt, so was im wirklich letzten Winkel der Sächsischen Schweiz (kurz hinter dem Ort liegt die tschechische Grenze) anzutreffen. Das nächste Mal bringen wir mehr Zeit und Hunger und Durst mit, versprochen!

Ebenfalls gut gefallen hat uns das Steingut in Halbestadt, keine 5 Minuten von der Fährstelle entfernt. Das Steingut ist ein Bauernhof mit Hofladen und einer gemütlichen Terrasse, von der aus man den Gänsen beim Baden zusehen kann. Die kleine Speisekarte bietet Produkte aus der Region, z.B. Wildschweinbratwurst, Auerochsensalami und Ziegenkäse. Außerdem Suppen, Kuchen und Bergwiesenlikör.

Wegmarkierungen

Die Wanderwege sind tipptopp markiert. Wir hatten außerdem die Wanderkarte „Nationalparkregion Sächsische Schweiz 1:25.000“ dabei. Die Karte ist super. Auch der Rother Wanderführer Elbsandsteingebirge hat uns bei der Auswahl der Touren geholfen sowie die gängigen Webseiten, z.B. der GPS-Wanderatlas, Outdooractive und die Seite vom Tourismusverband Sächsische Schweiz e.V.

Handyempfang

Hat man in der Regel. Aber mobile Daten funktionieren für O2-Nutzer so gut wie gar nicht (es sei denn, man steht oben auf dem Berg).

Soviel zu unserer ersten Tour in der Sächsischen Schweiz. Klar ist: Wir kommen auf jeden Fall wieder!

2 Gedanken zu „Wandern in der Sächsischen Schweiz

  • 4. August 2020 um 13:55
    Permalink

    Hach, es war eine schöne Woche – und dein Bericht ist auch super, Judith! Danke dir! 🙂

    Antworten
    • 4. August 2020 um 13:58
      Permalink

      Danke 🙂
      Und schön, dass Ihr Euch auf die Erkundungstour eingelassen habt. Macht einfach mehr Spaß zusammen!

      Antworten

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