Wie Du beim Wandern zu Dir kommst

Es gibt Momente im Leben, in denen man nicht mehr weiß, wo man steht, was gerade richtig für einen ist und wie es weiter gehen soll. Du kennst das, oder?

In solchen Phasen scheinen wir den klaren Blick für das, was wir brauchen und das, was wir tun müssen, völlig verloren zu haben. Unruhe, Angst und Mutlosigkeit machen sich breit, rauben uns Energie und vernebeln den Geist.

Wie schön wäre es jetzt, einfach nur zu wissen, dass es irgendwo eine Lösung gibt.

Nun, du weißt es. Vielleicht ist es in deinem Kopf noch nicht angekommen, aber im Unterbewusstsein wissen wir sehr wohl, was uns gut tut – und was nicht. Wir müssen dieser leisen, inneren Stimme nur die Möglichkeit geben, sich zu melden. Der Alltag mit seinem ganzen Trubel, dem Lärm und den Ablenkungen ist dafür nicht besonders gut geeignet. Stattdessen können Ruhe und Natur wahre Wunder wirken.

Wie du beim Wandern zu dir kommen kannst, erfährst du in diesem Artikel.

Bewegung

Schon die alten Griechen wussten, dass mit der körperlichen Bewegung auch die Gedanken in Schwung kommen und hielten ihre Philosophie-Lektionen im Gehen ab. Unsere Körperhaltung beeinflusst unseren Geist. Wenn wir Bewegung in unsere Gedanken bringen wollen, hilft nur eins: körperliche Aktivität. Dein Kreislauf kommt in Schwung, die Zellen kriegen den dringend benötigten Sauerstoff, du fühlst dich lebendiger. Im gleichmäßigen Rhythmus des Gehens beruhigen und sortieren sich deine Gedanken. Ruhe und Zuversicht breiten sich aus. Im Gehen findest du Klarheit.

Sobald sich meine Beine bewegen, beginnen meine Gedanken zu fließen. Henry David Thoreau

Mach dein Handy aus

Die digitale Technik ist super und in vielen Bereichen eine echte Hilfe. Aber sie kann uns auch absolut in ihren Bann ziehen: Wir surfen und kommunizieren und merken nicht, wie die Zeit vergeht, was um uns herum und in unserem Innern passiert. Zu den Umweltreizen, die eh schon auf uns einprasseln, kommt noch eine Flut an Informationen aus dem Netz. Kein Wunder, dass unsere Sinne entweder überreagieren – oder dicht machen.

Wenn du Klarheit suchst, brauchst du vor allem Ruhe und Distanz. Die findest du nicht, wenn du ständig auf Empfang bist. Geh in den Offline-Modus und klink‘ dich für eine Weile aus dem Trubel der (digitalen) Welt aus.

Dabei macht das häufige Unerreichbarsein für Nachrichten von außen frei für Nachrichten von innen. Reinhold Messner

Geh alleine

Das alleine Wandern ist sehr wirkungsvoll, wenn es darum geht, sich von äußeren Einflüssen zu befreien. Auch Gesellschaft ist eine Form von Ablenkung. Natürlich können intensive Gespräche beim Wandern zu Klarheit führen, aber meine Erfahrung ist, dass ich schneller zu mir komme, wenn ich alleine unterwegs bin.

Noch einen Vorteil hat das alleine Wandern: Du bestimmst dein Tempo, die Pausen, die Wegstrecke. Du wirst vielleicht feststellen, dass du einfach mal eine Weile nur da sitzen und in die Landschaft gucken, trödeln oder fotografieren willst. Dann ist es gut, wenn du alleine über deine Zeit bestimmen kannst.

>>> Siehe auch meine Artikel Warum Du mal alleine wandern solltest und Ist alleine wandern gefährlich?

Achtsamkeit

Schon durch das Draußensein, die Bewegung, die Natur und Ruhe gewinnst du Abstand zum Alltagstrubel. Diesen Prozess kannst du noch verstärken, indem du dich mit voller Aufmerksamkeit dem Gehen und deiner Umgebung widmest. Das Ziel ist es, sich voll und ganz auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und den Geist dabei zur Ruhe kommen zu lassen. In diesem Zustand tauchen oft unvermittelt Ideen, Erkenntnisse und Emotionen auf. Das sind wertvolle Hinweise, die dich auf den richtigen Kurs bringen. Wenn du schon mal meditiert hast, weißt du, was ich meine.

Was kannst du tun, um in den Zustand der Achtsamkeit zu kommen?

Langsam und bewusst gehen

Versuche einmal, ganz langsam zu gehen und deine Umgebung dabei bewusst wahrzunehmen. Du wirst feststellen, dass du mehr hörst und siehst, wenn du dein Gehtempo verlangsamst.

In vielen Wildnis-Schulen wird der „Fuchsgang“ als eine Methode gelehrt, mit der man sich sehr langsam und leise bewegen kann. Diese Art des Gehens geht auf die Nordamerikanischen Ureinwohner zurück, die ja bekanntlich ein sehr nahes und gesundes Verhältnis zur Natur hatten. Die Methode braucht ein gewisses Training, macht aber viel Spaß, wenn du sie einmal beherrschst. Zum „foxwalk“ gibt es hier eine schöne Video-Anleitung (engl.).

Inne halten

Die meisten von uns sind ständig in Bewegung. Es gibt ja auch immer was zu tun.

So, wie wir durch unser Leben gehen, wandern wir auch: zügig, zielstrebig, rastlos. Für Pausen nehmen wir uns oft zu wenig Zeit.

Mach doch beim Wandern einfach öfter mal einen Stopp. Bleib stehe und betrachte deine Umgebung aufmerksam und intensiv. Schließe die Augen und lausche – wie wäre es mit einer kleinen Naturmeditation?

Naturmeditation

Suche dir einen schönen Sitzplatz – oder bleib einfach stehen, wo du gerade bist. Schließe die Augen und versuche deine Umgebung mit allen Sinnen wahrzunehmen. Fang mit dem Hören an: lausche dem Wind, dem Wasser, den Vögeln. Fühle den Boden unter dir. Versuche Luftbewegungen, Sonnenstrahlen oder Regen in deinem Gesicht zu spüren. Kannst du vielleicht sogar was schmecken? Öffne nach einer Weile die Augen wieder und sieh dir deine Umgebung intensiv an. Findest du ein Detail, das deine Aufmerksamkeit auf sich zieht? Ein Stein, einen Tannenzapfen, eine Blume? Betrachte das Ding ganz genau und konzentriere dich auf die Einzelheiten. Deine Gedanken sind nur bei dieser einen Sache, alles andere ist jetzt völlig unwichtig. Lass dir Zeit!

Schließe nach einer Weile wieder die Augen und versuche nun, in dich hinein zu horchen. Konzentriere dich auf deine Atemzüge und beobachte deine Gedanken. Irgendwelche Neuigkeiten? Wenn ja, schreib es am besten gleich auf!

Schreiben

Was immer dir unterwegs bewusst wird: Schreib es auf! Beim Schreiben gewinnst du schon alleine durch das Formulieren Klarheit und machst deine Gedanken greifbar. Mit deinen Notizen kannst du später wunderbar weiter arbeiten.

Dauer &Vorbereitung der Wanderung

Wie lange muss man nun unterwegs sein, bis sich ein Gefühl von Ruhe, Klarheit und Gelassenheit einstellt? Hierfür gibt es keine Faustregel. Je nach deiner inneren Verfassung und der Größe des „Problems“, das dich gerade beschäftigt, kann das sehr unterschiedlich sein. Es braucht eine gewisse Zeit, um gedanklich vom Alltag abzuschalten. Wahrscheinlich wirst du feststellen, dass dein Kopf anfangs noch auf Hochtouren läuft und deine Gedanken um die immer gleichen Fragen kreisen. Irgendwann im Laufe der Tour kommt dann der Punkt, an dem du plötzlich merkst, wo du bist, und die Natur um dich herum wirklich wahrnimmst. Bis dahin können ein paar Stunden (oder Tage) vergehen. Manchmal reicht also schon ein Nachmittag im Wald, und manchmal ist es sinnvoll, eine Auszeit von mehreren Tagen oder Wochen zu nehmen.

Stell dich bei einer Tagestour darauf ein, das du vielleicht länger unterwegs bist, als gedacht (die Zeit kann verfliegen). Wenn du großzügig Zeit einplanst, hast du weniger Stress, musst nicht ständig auf die Uhr schauen und kannst dich treiben lassen. Wähle eine Gegend oder einen Weg, den du kennst und wo du dich sicher fühlst. Damit ersparst du dir unnötige Aufregung. Nimm dir nicht zu viel vor: Besser du wählst eine kleinere Runde und hast unterwegs genügend Zeit um inne zu halten.

Nimm dir auch Zeit für die Rückkehr und um deine Erlebnisse und Emotionen zu verarbeiten. Es ist nach der Wanderung besser, in Ruhe zu Hause anzukommen und die Dinge sacken zu lassen, als sich sofort wieder in Aktivitäten zu stürzen. Sicher deine Erkenntnisse – am besten, indem du sie aufschreibst.

Ich wünsche dir sehr, dass das Wandern für dich eine wirkungsvolle Methode wird, um die Balance im Leben zu finden und zu behalten. Vielleicht hast du in dieser Hinsicht auch schon Erfahrungen sammeln können? Oder hast du weitere Tipps und Anregungen? Lass es uns wissen!

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