Wandern auf La Palma

Die Kanaren sind eine gute Adresse, wenn der Winter zu Hause lang und grau ist. Diesmal war ich zum Wandern auf La Palma. Die Insel gilt als DAS Wanderparadies schlechthin. Beim Wandern auf La Palma kann man eine große Vielfalt an sehr unterschiedlichen Landschaften erleben: Hochgebirge, Lavawüste, Regenwald, Steilküste, Kulturland – La Palma hat alles! Ja, auch ein paar Strände. Die sind allerdings schwarz!

Wie alle Inseln der Kanaren ist auch La Palma vom Vulkanismus geprägt, und der ist hier noch ziemlich gegenwärtig – ihr erinnert euch sicher an den Ausbruch 2021. Dementsprechend trifft man beim Wandern auf La Palma immer wieder auf ältere und jüngere Vulkanlandschaften, von denen die mächtige Caldera de Taburiente mit ihren rund 2.000 Meter hohen Flanken sicherlich die beeindruckendste ist. Hierhin führte auch gleich die erste Tour.

Durch den Barranco de las Angustias ins Herz der Caldera de Taburiente

16 km, +/-550 Hm

Wenn ihr nur EINEN einzigen Tag zum Wandern auf La Palma habt, dann müsst ihr unbedingt die Tour durch den Barranco de las Angustias machen!

Die Wanderung ist der absolute Kracher: Man geht durch das Flussbett des Rio de Taburiente, der sich durch die enge, steile „Schlucht der Ängste“ windet. Der dramatische Name passt: Rechts und links steigen die Felswände senkrecht empor, und man fühlt sich manchmal ganz schön klein. Die Tour ist abenteuerlich, denn man sucht sich einen Weg durch das Flussbett. Mal führt der Rio de Taburiente Wasser, mal versickert er im steinigen Untergrund. Nach starken Regenfällen kommt man am Fluss nicht mehr weiter. Dann folgt man einem kleinen Pfad etwas oberhalb, der nicht weniger beeindruckend ist: Hinter jeder Biegung gibt es neue Überraschungen und atemberaubende Ausblicke.

Am Ende der Schlucht geht man direkt auf den imposanten Felsen Roque Idafe zu. Dieser hohe, schlanke Monolith galt den Ureinwohnern der Kanaren als heilig. Hier hat man die Möglichkeit, einen Abstecher zur Cascada de los Colores, dem „bunten Wasserfall“ zu machen, der in einem Seitental liegt.

Viele Wanderer drehen nun um und treten den Rückweg an. Ich empfehle aber unbedingt noch den Aufstieg zum Playa de Taburiente (+300 Hm, ca. 1,5 Std.). Dort ist man mitten im Herzen der mächtigen Caldera, umgeben von 2.000 Meter hohen Steilwänden und Gipfeln. Einen richtigen Strand gibt es zwar nicht, aber einige Gumpen, in denen man baden kann. Außerdem findet man hier ein kleines Infocenter und einen einfachen Campingplatz, der nur zu Fuß erreichbar ist. Für die Übernachtung muss man sich vorab im Besucherzentrum in El Paso eine Erlaubnis holen.

Auf dem gleichen Weg, den man gekommen ist, steigt man wieder ab und wandert durch die Schlucht zurück zum Ausgangsort. Für diese Tour sollte man einen ganzen Tag einplanen, denn es gibt viel zu gucken und zu fotografieren.

Startpunkt: Parkplatz im Barranco de las Angustias. Von Los Llanos aus den Schildern „Caldera de Taburiente“ folgen.

Busverbindung: keine

Variante: Am Parkplatz im Barranco warten vormittags Taxis, die einen zum Parkplatz Los Brecitos bringen. Dort ist der Einstieg für eine Rundwanderung zum Playa de Taburiente und zurück durch den Barranco de las Angustias.

GPX: Ausführliche Beschreibung inkl. GPX auf gpswandern.de

Ruta de los Volcanes

17,5 km, +700 / -1.400 Hm

Eine weitere Tour, die man beim Wandern auf La Palma nicht auslassen darf, ist die Ruta de los Volcanes.

Diese Streckenwanderung führt über den Höhenzug der Cumbre Vieja. Die Cumbre Vieja verläuft von Nord nach Süd und bildet quasi das Rückgrat des südlichen Teils der Insel. Hier reiht sich ein Vulkan an den nächsten. Immer wiederkehrende Eruptionen haben in den letzten Jahrhunderten eine bizarre Landschaft aus Kratern, Aschekegeln und Lavafeldern geschaffen. Die bunten Farben des Gesteins und das leuchtende Grün der Kiefern schaffen eine fast unwirkliche Atmosphäre. Man wandert durch eine Mondlandschaft, die von der Natur zurückerobert wird.

Auch den 2021 ausgebrochenen Vulkan Tajogaite und seine Lavaströme kann man in der Ferne sehen. Er qualmt sogar noch! Eine Begehung ist allerdings nur mit Führung möglich.

Da man die ganze Zeit auf dem Rücken der Cumbre Vieja wandert, hat man rechts und links eine tolle Aussicht auf den Ozean. Bei guter Sicht kann man die Nachbarinseln Teneriffa und La Gomera sehen. Eine Traumtour, für die man definitiv gutes Wetter und viel Zeit zum Gucken braucht!

Startpunkt: Grillplatz und Infozentrum El Pilar (keine Busverbindung)

Endpunkt: Los Canarios / Fuencaliente

Bei dieser Tour muss man sich um einen Transfer zurück zum Ausgangspunkt kümmern. Das geht am besten per Taxi (Telefonnumern am Taxistand in Los Canarios, gegenüber der Touri-Info, oder vorab online buchen), Kosten: 45,- €

GPX: Ausführliche Beschreibung inkl. GPX auf gpswandern.de

Einkehr: In Los Canarios lohnt sich ein Abstecher zur Bar Parada, um ein paar frisch gebackene Mandelkekse einzukaufen. Auch die Panaderia Zulay hat ein beeindruckendes Sortiment an Gebäck. Hier haben wir den besten „Barraquito especial“ getrunken.

Kleine Tour zu den Drachenbäumen von Salvatierra

5 km, +/- 300 Hm

Manchmal braucht man einen Pausentag. Da bietet sich diese kleine aber feine Tour im einsamen Nordwesten an. Ausgangspunkt ist der verschlafene Ort Santo Domingo.

Die Gegend ist weniger dramatisch als die Vulkanlandschaft im Zentrum der Insel und verhältnismässig einsam. Sie lebt von Gegensätzen: wild und lieblich zugleich, schroffe Barrancos, verwilderte Gärten, blühende Mandelbäume, verlassene Häuser und immer wieder Drachenbäume in jeder Form und Größe!

Wilde Drachenbäume gibt es nur noch selten. Ihr Harz, das Drachenblut, galt früher als kostbares Heilmittel und Elixier der ewigen Jugend. Auf La Palma haben zum Glück einige von ihnen überlebt, besonders rund um den Ort Las Tricias herum. Die „Dragos“ von Salvatierra sind hingegen kaum bekannt – jedenfalls waren wir die einzigen Wanderer auf dieser Runde. Erstaunlich, denn hier gibt es einen richtigen Drago-Wald.

Auf dieser schönen, kleinen Tour kann man nicht nur die Bäume bestaunen, sondern auch einen eindrucksvollen Barranco und eine tolle Küstenlandschaft erleben. Und vor allen Dingen – STILLE!

Start- und Endpunkt: Dorfplatz in Santo Domingo de Garafía

Busverbindung: Linie 110 von Los Llanos

GPX: Ausführliche Tourenbeschreibung und gpx auf wandern-in-lapalma.de

Einkehr: Am Ende bietet sich ein Stop in der Bar La Plaza am Dorfplatz an.

Blicke in die Caldera de Taburiente

Pico Bejenado (1.854m) und Roque de los Muchachos (2.426m)
Einen tollen Blick in die Caldera de Taburiente hat man vom Pico Bejenado und vom Roque de los Muchachos aus. Auf den Bejenado muss man laufen. Zum Roque de los Muchachos kommt man mit dem Auto.

Für den Aufstieg auf den Bejenado gibt es zwei Varianten: eine etwas langweilige ab Parkplatz Valencia und eine knackige vom Parkplatz an der Cumbrecita aus. Für den Parkplatz an der Cumbrecita braucht man ein Permit, das man sich einige Tage im Vorraus entweder online oder im Besucherzentrum des Nationalparks in El Paso besorgen muss. Da wir kein Permit hatten, haben wir die Variante ab Parkplatz Valencia gewählt (14 km, +/- 800 Hm).

Der Weg ist technisch sehr einfach, erfordert allerdings etwas Kondition. Die ersten 1¾ Stunden geht es anfangs sanft, später etwas stärker ansteigend durch einen lichten Kiefernwald, bis man bei El Rodeo den Rand der Caldera erreicht. Dort hat man zum ersten Mal einen Blick in die gewaltige Caldera.

Von hier aus wandert man noch knapp eine Stunde weiter aufwärts bis zum Gipfel des Bejenado. Die Wanderung ist sehr beliebt und deswegen ist man auf dem Gipfel nicht alleine. Verständlich, denn die Aussicht ist atemberaubend: Mit einem Blick erfasst man die gesamte Caldera, die von mächtigen Steilwänden umschlossen wird. Im Innern des Kessel ein zerfurchtes Gebirge aus Felsrücken und tiefe Schluchten.

Start- und Endpunkt: Parkplatz Valencia

Busverbindung: keine

GPX: www.gps-tour.info

Gegenüber, auf der anderen Seite der Caldera, liegt der Roque de los Muchachos, mit 2.426 Metern der höchste Berg auf La Palma. Hier oben gibt es eine ganze Reihe an Observatorien und deswegen auch eine Strasse. Wie immer, wenn man mit dem Auto irgendwo hin kann, ist es natürlich ziemlich voll. Aber dem Rummel am Aussichtspunkt kann man entgehen, indem man dem Wanderweg entlang des Caldera-Randes folgt (12 km, +/-550 Hm). Der Weg ist sehr gemütlich, hat kaum Höhenmeter, und eröffnet immer wieder spektakuläre Blicke in die Tiefe. Wir sind erstaunt, dass hier so wenig los ist. Nur die Raben leisten uns beim Picknick Gesellschaft.

Der Weg führt bis zum Gipfel des Pico de la Nieve, allerdings mussten wir am Pico de la Cruz umdrehen, weil es schon spät war. Im Licht der untergehenden Sonne ging es zurück zum Roque de los Muchachos, den man abends fast für sich hat. Kein Wunder, denn um 19 Uhr gehen hier die Schranken runter. Kein (Auto-) Licht darf die Arbeit in den Observatorien stören.

Start- und Endpunkt: Parkplatz am Roque de los Muchachos

Busverbindung: keine

Durch die „grüne Hölle“ von La Galga

11 km, +/- 500 Hm
Wieder eine ganz andere Landschaft findet man im Nordosten von La Palma. Hier bleiben gerne mal die Passatwolken an den hohen Bergen hängen und sorgen für Regen. Die Gegend ist daher unglaublich grün – ja, richtig dschungelartig! Die Berge sind von tiefen, steilen Canyons durchzogen, von denen der Barranco de Los Tilos sicherlich der bekannteste ist. Leider war die Zufahrt, als wir da waren, wegen eines Erdrutsches gesperrt.

Zum Glück gibt es noch eine andere Möglichkeit, den sagenhaften Nebelwald zu bestaunen: Eine eher gemütliche Tour führt durch den verschlungenen Barranco de la Galga bis zum Talkessel Cubo de la Galga. Hier trifft man auf den berühmten Lorbeerwald und die Riesenfarne. Vom Talkessel aus führt ein schöner, kleiner Pfad aufwärts bis zum Aussichtspunkt Mirador de la Somada Alta. Der Blick schweift über dicht bewachsene Hänge und die tieg eingeschnittene Schlucht. Was für ein Kontrast zur kargen Vulkanlandschaft im Zentrum der Insel!

Start- und Endpunkt: Parkplatz bei der Infohütte Cubo La Galga

Busverbindung: Linie 100 ab Santa Cruz bis Haltestelle Cubo La Galga

GPX: Tourenbeschreibung und gpx auf wildnis-wandern.de

Einkehr: Nach der Wanderung lohnt sich ein Abstecher in den kleinen, pittoresken Ort San Andrés und zur Bar La Placita sowie zum Meerwasser-Schwimmbad Charco Azul.

Playa de la Veta

1,5 km, +/-160 Hm
Wie wäre es denn mal mit einem Tag am Strand? Der kleine Strand Playa de la Veta liegt gut versteckt in einer Bucht an der Westküste der Insel. Am Fuß einer senkrechten Felswand findet man hier nicht nur einen wunderschönen schwarzen Sandstrand, sondern auch eine kleine Kolonie an Wochenendhäuschen. Der Abstieg zum Strand ist kurz und knackig. Die Anfahrt zum Ausgangspunkt kostet allerdings Nerven: Eng und steil windet sich das Sträßchen hinunter zu einem kleinen Parkplatz. Von dort läuft man noch ein paar Meter Betonpiste, bevor es durch einen kurzen Tunnel geht. Unterhalb der Steilwand führt dann ein kleiner Pfad hinab zum Strand.

Start- und Endpunkt: Parkplatz Playa de la Veta

Busverbindung: keine

Fazit

Ich frage mich, warum ich nicht schon viel früher hier war. Wandern auf La Palma macht einfach nur Spaß! Die Landschaft lässt einen immer wieder nur staunen, staunen, staunen. Die Infrastruktur ist hervorragend: Man hat sich sehr viel Mühe mit dem Anlegen von Wanderwegen gemacht, die meistens technisch nicht sehr schwierig und super ausgeschildert sind. Die Touren sind allerdings anspruchsvoller als zum Beispiel  Wanderungen auf Gran Canaria.

Die Menschen auf La Palma sind unglaublich nett, die Atmosphäre ist entspannt, das Essen lecker und das Wetter oft sehr gut – aber halt nicht immer: Es gibt sehr große Unterschiede, je nachdem, wo man sich auf der Insel befindet. Also immer mal den Wetterbericht checken! Einziger Nachteil beim Wandern auf La Palma: Man kann einige der schönsten Touren nicht mit dem Bus erreichen, sondern muss auf ein Taxi oder einen Mietwagen ausweichen.

Ich komme auf jeden Fall wieder, denn es gibt noch allerhand zu entdecken auf der „Isla Bonita“.

Links & Literatur

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